Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft zur Behandlung von
Tinnitus, Hörsturz und Gleichgewichtsstörungen

HÖRSTURZ

Was tun wenn plötzlich das Hörvermögen versagt, ein unsägliches Geräusch den Kopf zu sprengen droht? Im besten Fall handelt es sich um einen banalen Ohrpfropfen, der rasch entfernt werden kann. Doch was wenn es sich doch um einen Hörsturz handelt?

Was versteht man unter einem Hörsturz und wie äußert er sich?

Streng genommen ist der Hörsturz eine plötzliche Hörverschlechterung in einer oder mehrere Frequenzen mit oder ohne Ohrton (Tinnitus). Ursächlich ist eine Verstopfung oder Minderdurchblutung kleiner Gefäßnetze im Innenohr. Häufig werden diese durch Virusinfekte ausgelöst, wobei selten der exakte Virusnachweis gelingt. Herpesviren scheinen im hohem Maße dafür verantwortlich zu sein. Eine Verbindung mit Stresssituationen wird beobachtet, eine exakte Kausalkette konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. Lärm durch Knalltraumen können einen Hörsturz provozieren (z.B. durch einen sich entfaltenden Airbag bei einem Unfall), auch Halswirbelsäulenschleudertraumen können zu akuten Hörstörungen führen.

Hörsturz-Symptome

Die Symptomatik ist keineswegs uniform: teilweise manifestiert sie sich als isolierte Hörstörung, dann als Kombination mit einem Tinnitus und Schwindel, oder auch nur als reiner Ohr- oder Kopfton. Kopfschmerzen können assoziert sein. Manchmal wird das Ereignis auch primär gar nicht richtig registriert und erst später wahrgenommen. Eine erfolgreiche Behandlung setzt zeitnahes Handeln voraus. Eine zügige Diagnostik, möglichst in den ersten 24 Stunden des Ereignisses mit unmittelbar sich anschließender Therapie erhöht signifikant die Chance einer vollkommen Wiederherstellung des Hörvermögens. Das Ausmaß des Hörsturzes, die Einpegelung des Ohrtones und möglichst die topografische Zuordnung der Hörschädigung wird mit einer Batterie an elektrophysiologischen Untersuchungsmethoden bestimmt.

Therapie eines Hörsturzes

Das Ergebnis bestimmt das weitere Vorgehen: eine begleitende bakterielle Infektion ggf. mit Flüssigkeit in den Mittelohrräumen erzwingt meistens eine antibiotische Behandlung unter Umständen auch mit einer Drainage der Mittelohräume (Paukenröhrchen).

Die Innenohrleistung muss mit durchblutungsfördernden Mitteln gestützt werden. Cortison ist nicht zwangsläufig das Mittel der ersten Wahl, kann aber notwendig werden um der Zellschwellung entgegen zu wirken. Bei Verdacht auf eine virale Infektion, z.B. eine reaktivierte Herpesinfektion wird der Patient bei uns unverzüglich mit antiviralen Mitteln versorgt. Eine weitere Verteidigungsstrategie ist die Gabe von Radikalfängern und bei verzögertem Heilungsverlauf die Immunstimulierung mit Akupunktur und Eigenbluttherapie. Die Heilungsverläufe sind sehr unterschiedlich, teilweise erholen sich die Patienten nach wenigen Tagen, in anderen Fällen beobachten wir eine sehr verzögerte Rekonvaleszenz. In jedem Fall ist Schonung und Ruhe und das Wiedererlangen einer Gleichgewichtsituation von elementarer Bedeutung.

Ein besonderes Problem stellen die Patienten mit dem vulnerablen (verletzlichen) Innenohr dar, die unter häufig sich wiederholenden Hörstürzen leiden. Hier bedarf es einer besonderen Begleitung und auch einer im Intervall stützenden Therapie, die vor allen Dingen zum Ziel hat, das Immunsystem zu triggern.

TINNITUS

Die Wahrnehmung eines Tones, ohne von einer externen Quelle generiert zu sein, wird als Tinnitus aurium (Klingeln im Ohr) bezeichnet. Dabei kann subjektiv der wahrgenommene Ton in ein Ohr lokalisiert werden, oder es kann sich um eine nicht lokalisierbare Geräuschwahrnehmung im Kopf handeln. Häufig tritt der Tinnitus in Verbindung mit einem Hörsturz auf, also einer plötzlichen Hörminderung. Er kann sich aber auch als ein isoliertes Phänomen manifestieren, das sich mit oder ohne objektivierbare hörphysiologische Störung darstellen kann.

Ursachen von Tinnitus

Der gesamte Komplex von Hörstörungen, Hörsturz, Tinnitus, Geräuschunverträglichkeiten, Doppelthören (Diplakusis) sind damit Symptome eines übergeordneten Phänomens, die sich auf verschiedenen oder auch überlappenden Segmenten des Hörvorgangs abspielen und verursacht werden können durch:

  • Akute Innenohrdurchblutungsstörungen
  • Virale Infektionen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Raumforderungen
  • Mittelohrerkrankungen

Von großer Wichtigkeit ist es daher, möglichst rasch eine topographische Einordnung des Schädigungsmuster zu erhalten. Dies geschieht von HNO-Seite dadurch, dass die verschiedenen Stationen der Hörbahn elektrophysiologisch untersucht werden (Audiometrie, Sprachaudiometrie, Impedanz, Tinnitusbestimmung, Tinnitusverdeckungskurve, Unbehaglichkeitschwelle, überschwellige Diagnostik, otoakustische Emissionen, Hirnstammaudiometrie). Dies ermöglicht zumindest schon eine Eingrenzung der Ursachen des Tinnitus auf eine unmittelbare Schädigung der Hörbahn auf der Ebene von

  • äußerem Ohr
  • Mittelohr
  • Innenohr
  • Gehörnerv
  • Gehirn

oder eine mittelbare, also indirekt verursachte Schädigung auf der Ebene von

  • Nasennebenhöhlensystem
  • Kiefergelenk
  • Zähnen
  • Halswirbelsäule
  • Gefäße

Diagnose

Diagnostisch werden diese Bereiche durch den Einsatz der Endoskopie, des Ultraschalls, der Duplexsonographie und der digitalen Volumentomographie abgeklärt. Eine serologische Diagnostik ist obligat. Unsere Erfahrung zeigt, dass der therapeutische Erfolg beim Tinnitus einerseits von der Schnelligkeit des Therapiebeginns abhängt, anderseits multimodal, d.h. auf verschiedenen Ebenen ansetzen muss. Durch unsere interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft zur Behandlung von Tinnitus, Hörstörungen und Schwindel können wir ein therapeutisches Kompaktkonzept anbieten.